19 May 2005

Tag 27 - Alcatraz

Tag 27 - Alcatraz | 16.05.05

Fünf Minuten bevor mein Handywecker klingelte wurde ich wach. Welch ein Timing. Ich fühlte mich sogar recht ausgeschlafen, was den Tagesbeginn doch gleich viel angenehmer gestaltet. The Rock hatte mir das letzte mal schon gut gefallen und daher freute ich mich auf den Besuch. Die beiden Filme die ich gesehen habe (Escape from Alcatraz und The Rock) fand ich obercool und die Tatsache, dass dort berühmte Verbrecher stationiert waren geben der Insel einen gewissen Kick.

Der Typ unter mir (diesmal kein Kuschelpärchen) ist ein oder zwei Stunden zuvor ins Zimmer gestürmt, hat seine sieben Sachen zusammengepackt und hat das Zimmer fluchtartig verlassen. Einen Zusammenhang zwischen dieser Handlung und meiner neurosenartigen Quitschbewegung konnte ich aber nicht ausmachen. Seine Abwesenheit erleichterte aber sowohl das Aussteigen aus dem Bett, als auch das Rumräumen meiner Sachen.

Frühstück as usual - Getoasteter Beagle mit Marmelade und heute auch mal zwei Schweiben Toast. Eine mit Erdbeermarmelade, die andere mit Erdnussbutter und dann zusammengeklatscht. O-Saft. Dazu getoastete EMails.

Zwecks Pünktlichkeit am Pier haben wir uns 11.30h zum Losgehen rausgesucht, so dass wir gegen 12.15h dort sein sollten. Obwohl wir recht Zeitig los sind, hat der Weg etwas länger gedauert und wir waren erst um 12.30h dort. Aber immer noch früh genug, um das Boot um 12.45h zu erwischen. Am Steg wartete schon eine riesen Schlange und wir reihten uns hinten ein. Beim Zücken der Karten blickten wir uns gegenseitig in die großen und staunenden, leicht verzweifelten mit einer Mischung aus verwirrt- und verärgerten Augen. Abfahrt 12.15h stand auf diesen extra ein Tag vorher organisierten Papierstücken. "Wir haben aber 12.45h bestellt. Ganz sicher". Allgemein Zustimmung. Und nun? Schaun wir mal. Die erste Kontrolle, direkt vor den Schnappschuss-und-später-Bild-kaufen-Leuten liess uns durch. Wir tappelten bis zum Eingang und der Kontrolleur wies und darauf hin, dass wir unser Boot verpasst haben. Achkommne. Da hinten ist eine Stand-by-Line und da müssen wir uns hinten anstelle. Tolle Kirschtorte. Da standen auch schon ca 15 Leute und warteten. Widerwillig und mit böser Miene reihten wir uns hinten an. Ein Schild wies darauf hin, dass man keinen Anspruch darauf hat, mit an Board zu gehen. Verdammte Butterstolle - wir hatten deutlich gesagt 12.45h. So ne blöde Nuss. Aber was sollen wir machen? Nicht ärgern, nur wundern. Und beten, dass wir noch mit drauf kommen.

Nervös und immer noch mit Ärger in den Augen verfolgten wir die Befüllung des Bootes. Das lässt sich als Nicht-Seemann ja so schwer einschätzen wie viele Leute auf so ein Boot gehen und ob noch Platz für uns arme Würstchen ist. Aber der Touristengott hatte eine kleine Schwäche für uns und lies uns aufs Boot. Phu.


Rüberschiffn nach Alcatraz.

Die Überfahrt ist schnell erledigt und wir wurden alle von einem freundlichen Ranger Namens George begrüßt. Er wies uns darauf hin, dass heute ein besonders tollen Alcatraztag ist. Zum einen weil es gerade eine extra Bilderausstellung gibt und zum anderen weil heute Jolene Babyak anwesend ist und Fragen beantwortet. Sie hat als Kind auf Alcatraz gewohnt (oha) und ist hier groß geworden. Eine lebende Legende sozusagen.


Eine lebende Legende - Jolene Babyak, welche auf der Insel aufgewachsen ist.

Das Wetter war schön und die Insel voll. Wir schoben uns durch den ersten Eingang zu dem 10 Minuten Film welchen uns George empfohlen hat. Ich blieb bei Jolene hängen und hörte zu, was sie für Fragen von anderen Leute zu beantworten hatte während die Mädels schon mal den Film guckten (was ich gar nicht mitkriegte). Sehr interessant. 65 Familien auf der Insel, neben dem Gefängnis. Aber für die Kinder weit genug weg. Sie fühlte sich hier sicherer als in der Großstadt wo sie jeden Tag mit dem Schiff zur Schule hin fuhr. Das musste sowieso jeden Tag fahren und Wasser und andere wichtige Dinge bringen.


Alba-alcatraz-tross.

Anschließend hab ich mir den Film angeschaut und die beiden netterweise nochmal mit mir. Nebenan gab es noch eine kleine Ausstellung mit Infos und Utensilien von und über Alcatraz. Dieser schenkten wir aber nur eine flüchtige Beachtung und gingen hinauf zum eigentlichen Gefängnis. Unterwegs fielen schon die vielen Albatrosse auf die hier schon so lange verweilen, dass die Insel ihnen den Namen zu verdanken hat. Auf Spanisch heißen die irgendwie ähnlich wie Alcatraz.

Die prämierte Audiotour habe ich mir auf Englisch geben lassen und während ich ihr lauschte, schoben wir und durch die Gänge. Die Zellen sehen ja fast doch irgendwie alle gleich aus. Klein, ein Bett, zwei Bretter als Regale und ein Pott. Keine Fenster und Blick auf den Gang. Muss das schlimm und erniedrigend für die Insassen gewesen sein. Aber Mitleid mischt sich hier mit vergeltlicher Genugtuung, schließlich waren das die Bösen der Bösen. Al Capone, Maschin Gun Kelly, Robert Stroud (muss man die letzten beiden kennen?). Zwischen dem Laufen, Stehenbleiben und Gucken darf man in eine (offene und nicht verschließbare) Zelle, Gitterstäbe anfassen oder aus dem Fenster schauen. Trotz der vielen Touris habe ich das Gefühl einen sehr guten Eindruck davon zu haben, wie das hier damals abgelaufen ist. Aber dieses Gefühl sagt mir auch, dass es so bescheiden ist, dass es wahrscheinlich noch viel schlimmer war. So schlimm, dass es weit über den Horizont des mir möglich Vorstellbaren ragt.


Ausbrechen oder nicht?


Aber ich war nicht der Einzige hinter Gittern.

Unten bei den Duschen gab es eine Fotoausstellung über Schwerverbrecher, die sich so im Alter zwischen 65 und 85 befinden. Große Portraits mit Zitaten und kurzen Erzählungen. Schrecklich. Informativ. Meistens war Alkohol im Spiel. Dieser Abstecher hinterlies bei mir eine gewisse Depression die aber nicht lange anhielt. Nun war noch der Hof an der Reihe. Mit-ist-das-hier-zu-kalt-und-zu-windig-Franzi ging wieder rein während ich mit Wer-zuerst-an-der-Tür-ist-Lisa um die Wette rannte. Wir sahen nicht, dass hinter der Tür - wo man aus dem Hof zur Stadt blicken kann - gerade jemand kam, den wir mit unserem plötzlichen angetrampel wohl leicht erschreckt haben. Sie zuckte zusammen und gab keinen Ton vor sich, während ihr Freund sich darüber köstlich amüsierte. Soorrrriiiiiie. Der Ausbilck von dort über die Golden Gate und die Stadt ist super. Wir genossen ihn kurz und watschelten mit einem Grinsen bedingt durch diese unbeabsichtigte Aktion zurück.


Bedrückende Bilderausstellung.

Für uns gab es nichts mehr zu sehen und die Zeit schreitete inzwischen ungefragt schnell voran. Zurück, aufs Boot und wieder an Land. Da hinten gibt es lecker Eis. Prima. Auch wenn ich mit Eis noch etwas unleckeres in Verbindung bringe. Aber ich sehe das so wie ein Profirennfahrer. Nach einem Unfall sollte er so schnell wie möglich wieder ins Auto steigen, damit die Ängste vor dem Fahren gleich wieder ab- und nicht aufgebaut werden. Chariadelli (oder so) heisst der Laden. Der schon fast zu freundliche Verkäufer nahm unsere Bestellungen auf und die beiden ladeten mich ein. Ui. Womit habe ich das verdient? Weil ich geholfen hab mit EMail, Photos, CD Brennen und so. Das wäre nicht nötig gewesen (ganz ehrlich). Einmal ein Bällchen (ohne chen, war riesig das Teil) Rocky Mountain mit Hot Fudge Souce und Mandelsplittern. Rocky Mountain ist Schokoeis mit Marshmellowstückchen (hier passt das chen). Das Ganze im Becher zum drinnen sitzen. Von dort kann man auf eine Tecke blicken an der gezeigt wird, wie Schokolade hergestellt wird. Sehr hübsch gemacht. Warum gibt es das bei uns eigentlich nicht? Ich lasse meinen Gedanken frein lauf und äussere, dass ich gerne mal in einer Wanne mit Schokolade baden würde... das lass ich jetzt einfach mal so im Raum stehen.


Schokolaaaaaade.

Meinen ursprünglichen Plan am Pier entlangzulaufen gab ich aufgrund von leichtem Fußweh, nur-Geld-ausgeben, schon-mal-hier-gewesen und-daher-nicht-soo-interessant auf und tauschte ihn gegen zum Hostel fahren ein. Dort rief ich mir den 24h-Serien-Montag in erinnerung und peilte an, diese um 20h zu gucken. Bis dahin - man lese und staune - bearbeite ich meinen Computer. Denn noch immer habe ich weder eine Buchung, geschweige denn eine Entscheidung getätigt, wie es mit mir am nächsten Tag weitergehen solle.

Vom Hostelstuff erfuhr ich, dass ein paar Meter die Straße hinauf ein Subway seine Geschäfte verrichtet und nur darauf wartet, dass ich mir dort ein Sandwich zulege. Chicken Beef Ranch konnte ich einige Minuten später mein eigen nennen und verzehren. Aus dem geplanten "erstmal nur die Hälfte" wurde dann ein "erstmal nur _ein_ ganzes Sandwich". Dazu ein selbgemischter Becher Sprite/Cola. Ich checkte das Fernsehprogramm, denn für den Abend war 24 Hours angesagt. Es gibt hier zwei TVs, einen vor der Rezeption wo auch zwei Computer mit freiem Internet zur Verfügung stehen (aber jeder sieht wo man sich so Internetmässig rumtreibt) und einen unten im Essraum. 24 20h - prima, dann hab ich heute Abend wohl schon was vor.

Kleines Deja Vu? Ja - *räusper* - das war in der Tat am Montag und nicht schon am Sonntag, das wollte ich hier nur mal klarstellen. Aber das mit den Serien stimmt. Ich hänge etwas mit meinen Erlebnis-chen hinterher und hoffe und denke sie jetzt mal auf den aktuellen Stand und damit nichts mehr durcheinander zu bringen.

Dann die Bilder vom Tag angeschaut (der aber noch lange nicht zu Ende war) und ich für meinen Teil fieberhaft überlegt und geforscht wie es mit mir weitergeht. Die Aufenthalte in diesem Hostel sind überseht von dauerndem Gequatsche mit irgendwelchen Leuten. Aber nach wie vor sehr nett. Die Mädels müssen weg. Gute Fahrt, passt auf euch auf!

Wieder gut vorbereitet und rechtzeitig checke ich den Essraum zwecks 24h ab. Oh-oh. Da lief gerade "The Day After Tomorrow" an. Das sieht dann wohl schlecht für mich aus. Keiner will was anderes sehen - ausser mir. Also zum anderen Fernseher an der Rezeption wo ich freundlicherweise meine Serie gucken kann. Jack Bauer macht einen guten Job, aber noch ist er nicht durch.

Wieder zurück am Laptop, schreiben, chatten, forschen quatscht mich von weitem (ich sitze auf einer Couch an dem Fakekamin) ein Mädel an. Hallo ... äh... die hab ich doch schon mal gesehen, aber manche sehen so gleich aus. "Kim". Ach ja, vom Vorabend. Ich dachte ihr reist heute ab. Nene, Morgen erst. Um 4.30h in der Früh. Heute dafür und daher Full-Time-Programm. Mehr als ich an drei Tagen, aber auch wesentlich kompakter. Ich erzähle dies und das über die Insel Alcatraz, was sie nicht wussten, wo sie aber auch waren.

Ich zeige ihnen meine Bilder vom Tag und wir unterhalten uns nett. Während Totale-Bush-Befürworterin-Kim mit einem anderen Guest Schach spielen geht (da stehen zwei Tische mit Brettern und Figuren rum) albern Halb-Philipinische-Abstammung-Mary und ich am Laptop herum. Während ich eigentlich mit Auch-Fernweh-hab-Martin ;) per ICQ chatte, übernimmt sie und schreibt in meinem Namen weiter. Sie hatte mal zwei Jahre Deutsch und konnte das daher noch ein bisschen. Dass ich nicht mehr am Ruder bin war wohl schnell klar, aber er dachte an jemand anderem. Sie textete ein Lied und schrieb ihm ... nette Dinge. Nebenher haben wir uns noch deren Bilder von Hawaii angeschaut. Meine Fresse, was hatten die beiden dort für einen Spaß. Viele würden nach dem Betrachten der Bilder sicher sagen "Sind die Kindisch" - aber bei mir treffen sie genau meinen Humor und haben dadurch bei mir den Status "obercool" (ernst gemeint).


Nein Martin, das bin nicht ich.

Ich weiss nicht mehr wie, geschweige denn warum, aber die Zeit verflog wie ein Ei aus dem Kuckucksnest und es war halt fünf (u-arg-s). Tierarzt-Anwärterin-Kim musste zum Flughafen (sie hatten zwei verschiedenen Tickets wegen und überhaupt uns so - hatte ich nicht verstanden), Im-Sushi-Restaurant-Jobben-Mary und ich ins Bett. Jeder in sein eigenes versteht sich. Ich ins Quitschebettchen, sie ins Muffelzimmer. Au weh, das wird eine kurze Nacht. Hatte ich mich doch vorher für den nächsten Morgen 10h mit einem Freund meiner Schwester zum einfach mal Quatschen und so zum Frühstückskaffee verabredet. Aber bis 11h wäre ech auschecken angesagt, denn ich beschloss wieder nach LA zu fahren. Aber nicht die Küste entlang, sondern über Fresno mit Übernachtung, was ungefähr auf halber Strecke liegt und mir so das Fahren angenehmer weil kürzer gestaltet. Wecker auf 8.45h. Mbäh. Innerhalb weniger Minuten schlief ich ein und ich glaube diese Nacht gab es mangels aufwachen und umdrehen kein Quitschen.

2 Comments:

At Friday, May 20, 2005 8:10:00 AM, Anonymous Anonymous said...

also, in köln gibts ein schokoladenmuseum... ;)

 
At Sunday, May 22, 2005 9:13:00 AM, Anonymous Anonymous said...

das is so nich ganz korrekt. Das Museum hat meines Wissens letztes Jahr pleite gemacht. :( und ich war bloß einmal da...

 

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