17 May 2005

Tag 26 - Bay To Breakers

Tag 26 - Bay To Breakers | 15.05.05

Das sind diese Momente, in denen ich mir denke: Warum eigentlich? Warum tust Du das? Entscheide Dich nun für gemütlich im Bett liegen und weiterschlafen oder müde aufstehen und durch eine laute Großstadt laufen. Versprochen ist versprochen und schlafen kann ich immer noch ein anderes mal. Also drehe ich mich nur einmal im Bett um und mache meinen Handywecker aus. Aus? Ach mist. Wenn ich jetzt nochmal einschlafe wache ich so schnell nicht wieder auf. Ich rollte mich aus dem Bett und mit einem lauten "Bumms" stampfte ich auf dem Boden auf. Sorrrrrieee. Handtuch, Kulturbeutel (welch ein selten dämliches und unpassendes Wort für solch ein Gefäß) und ab nach unten zur Dusche. Besetzt. Hoch. Besetzt. Runter. Besetzt. Couch. Aaah, gemütlich. Duscher, lass dir Zeit. Irgendwann dann ab unter die Dusche, wo man darauf achten muss, dass die nagelneue Tür auch wirklich zu ist. Gestern war sie wieder offen (oder gar nicht erst richtig zu) als ich aus der Dusche stieg.

Wieder ins Zimmer, anziehen und runter zum Frühstück. Aber mit allen Sachen die ich brauche, um nicht nochmal ungebetenen Weckdienst zu spielen. Dann Frühstück (ich hatte sogar mal Hunger um die Zeit), getosteten Beagle mit Marmelade und lecker O-Saft. Noch schnell EMails checken und schon geht es los.


Oooch. Iddonoch so früh.

Wieder zu einem Bus und Richtung Golden Gate Park. Das ist dort, wo die Läufer einlaufen und wir uns ein paar schöne Blicke erhoffen. Serviceorientiert wie die Amis sind, denken sie sich, dass die Busse nicht nach Plan fahren müssen, sondern dann wenn sie gebraucht werden. Unterliegt dieser Grundlage einer Fehlinformation, so kann es schon mal vorkommen, dass man auf einen Bus wartet und dieser nicht kommt. So geschehen an diesem Morgen. Nicht auszuschließen, dass es an dem Lauf quer durch die Stadt liegt, aber mir persönlich überlieferte Erfahrungsberichte untermauern meine Vermutung über eine gewisse Permanentität dieses Zustandes. Iiiiirgendwann kommt also ein Bus, aber Linie 21 und wir brauchen 5. Ach der wäre auch gegangen? Hmmmmnja, zu spät. Nehmen wir halt den nächsten. Leichte Ungeduld macht sich breit und wir von einem anderen Bus nach etlichen Minuten durch Erleichterung abgelöst. Dieses Gefühl blieb diesem Busfahrer - und allen anderen die mir begegneten - fremd, was mir immer mit einem mürrischen Blick beim Einsteigen quittiert wurde.

----Exkursion----

Ich sitze hier im "Wohnzimmer". Das Verbindungszimmer zwischen Rezeption (auf der anderen Seite geht es nach oben zu meinem Zimmer), Küche (unten), zwei Restrooms und drei Zimmern, vermutlich Private Rooms für jeweils zwei Leute. Hier ist ein Tisch (mit zwei der insgesamt fünf Couches) und einem künstlichen Kamin. Sieht aus wie ein Kamin, sieht aus wie Feuer, ist aber weder noch, macht aber trotzdem warm. Keine zwei Meter hinter mir sind zwei Zimmer. In eines konnte ich heute Mittag (16.05.) ein asiatisches Pärchen beim Einziehen beobachten. Nun kann ich, nein, muss ich es belauschen. Seit über eine Stunde höre ich die interessantesten Geräusche und ich frage mich, was sie darin machen. Sind wir nicht alle alt genug? Ich frage mich, wie sie es darin machen. Jedem seien nun über diese Geräusche eine endlose Fantasie gegönnt.
Das musste ich mal eben loswerden *kicher*
Weiterhin wird eine andere Asiatin von einem sonst sehr netten Hostelmitarbeiter gerade auf einer anderen Couch derbe angebaggert. Und warum läuft der Franzose mit Jeans aber ohne Shirt einmal quer durchs Hostel zur Dusche? Torschlusspanik? Ein letzter verzweifelter Versuch, mit seinem Body ein paar anlockende Duftstoffe zu versenden in der Hoffnung (Annahme?), dass ein sich ein Gegenstück findet, welches ihm das Weiß aus seinen Augen treibt? Mbäh!

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Auf der Busfahrt sahen wir schon ein paar Leute mit Laufmontur und Nummern, sowie leicht (aber wirklich nur leicht) schräg Gekleidete. Aha, hier sind wir richtig. Bedingt durch Orientierungslosigkeit und verwirrt durch die vielen Frühaussteiger entließen wir uns früher als geplant aus dem Bus. Mannix, da hinten tobt schon der Bär.

Die Läufer - jedenfalls solche, die ich als Läufer bezeichnen würde - waren schon laaaange weg und im Ziel, geduscht, zu Hause und hielten sicher schon einen Mittagsschlaf. Der Rest schlenderte über die Straße und. Ja (pause) und. Und mir viel ein, die Amis dürfen weder nackt rumlaufen, noch dürfen sie Alkohol auf der Straße trinken. Was macht man als Ami also in so einem Fall? Ausnahmefälle schaffen. Dieses ist so ein Ausnahmefall. Vor allem anderen steht der Alkohol, danach die Musik, dann die Selbstdarstellung, dann die Verkleidung, dann die ohne Kleidung und dann alle anderen. Kein Alkohol, kein Spaß. Kein Spaß? Alkohol!


Die Menge schiebt sich durch die Straßen.

Geständigerweise geben sich die meisten zumindest in der Kreativität Mühe und so sieht man viele verschiedene Verkleidungen und selten eine doppelt (wir haben aber natürlich nur einen Bruchteil von dem Zug gesehen).


Paaaaaaaaddy - und wir mittendrin :)

Ein mir neuer Brauch, oder nur eine Modeerscheinung: Get nacked. Ein Grüppchen schiebt einen kleinen Wagen mit einem Fass Bier vor sich her. Wer sich traut, macht sich naggisch. D.h. Hände aufstützten und zwei andere heben einen an den Beinen hoch, so dass man eine art Handstand macht. Nur nicht so hoch. Dann wird gezählt und der Person ein Schlauch in den Mund gesteckt, dessen anderes Ende vom Bierfass versorgt wird. Maximal bis 20 oder bis die Person vorher abwinkt. Dann wird geklatscht und gejubelt - und vermutlich hin und wieder auch gekübelt. Die Leute die ich sah waren aber immer ganz happy. Yeah, I did it - war von ihren Gesichten abzulesen. Für mich etwas zu früh am Morgen, sonst...


Get nacked.


Elvis lebt!

Schlendernd folgten wir der Menge bis zu einem kleinen Park wo wir uns auf einer Bank nieder ließen. Da es kaum öffentliche Toiletten gab und mobile schon gar nicht, musste die Parkanlage herhalten. Motorisierte Polizisten beobachteten das Ganze - und wir auch. Wettermäßig war es bewölkt, aber nicht zu kalt. Dafür hingen die Wolken so tief, dass man sie spüren konnte.


Was die Hunde können, können wir schon lange.

--- Exkursion Teil 2 ---

Der Franzose ist hier auf der Couch eingeschlafen. Ich eumel mich hier voll weg. Seine rechte Hand befindet sich _unter_ seiner Hosentasche und nicht darin, wie man sehen kann.


Er schläft und scheint schöne Träume zu haben.

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Wir beobachteten die Partypeople, welche durch den Park gingen und ich blättert in meinem SanFranGuide, dem ich vorher volle Kanne vergessen hatte etwas Beachtung zu schenken. So erfuhr ich wenigstens einiges über die Golden Gate Brücke. Fand aber nix tolles, was mich dazu veranlasst hätte, es als nächstes, unmittelbares Ziel zu betrachten. Alcatraz war sowieso schon für den nächsten Tag im Gespräch und im Vergleich zu meinem Besuch von "damals" sprang mir nichts ins Auge was mich irgendwie anmachte. Wir hatten genug rumgeguckt und -gesessen und beschlossen zurück zu fahren. Vorher aber einen Umweg über den Wharf zu machen, um die Tickets für The Rock für den nächsten Tag zu holen. Gesagt, getan. 12.45h suchten wir uns raus. Nicht zu früh, nicht zu spät, denn die beiden müssen am nächsten Tag am Abend weiter reisen. Back to Hostel und dann mal sehen wie der Tag weiter verläuft.


Wer viel feiert darf auch müde sein.

Vom Hostelstuff erfuhr ich, dass ein paar Meter die Straße hinauf ein Subway seine Geschäfte verrichtet und nur darauf wartet, dass ich mir dort ein Sandwich zulege. Chicken Beef Ranch konnte ich einige Minuten später mein eigen nennen und verzehren. Aus dem geplanten "erstmal nur die Hälfte" wurde dann ein "erstmal nur _ein_ ganzes Sandwich". Dazu ein selbgemischter Becher Sprite/Cola. Ich checkte das Fernsehprogramm, denn für den Abend war Desperate Housewives angesagt. Es gibt hier zwei TVs, einen vor der Rezeption wo auch zwei Computer mit freiem Internet zur Verfügung stehen (aber jeder sieht wo man sich so Internetmässig rumtreibt) und einen unten im Essraum. DH 21h - prima, dann hab ich heute Abend wohl schon was vor.

Ich bearbeitete meinen Rechner, brannte den beiden abenteuerlustigen Mädels eine CD mit ihren Bildern und die Zeit verging schneller als erwartet. Z.B. logte ich mich nur ganz kurz in WoW ein und blieb dann doch zwei Stunden oder so hängen. Ich bekam einen Rest Salat und einen Anteil Häagan-Dazs Eis spendiert. Mjam. Danke.

Um 20h ging ich schon mal runter ins Esszimmer um anzukündigen, dass ich DH sehen möchte. Guckt sonst keiner? Komisch. Aber sie wollen es mal gucken. Vor allem Film-Fan-Linda (nicht mit Cookies-and-Cream-Fan-Lisa verwechseln), eine sehr nette, aber auf dauer manchmal etwas nervige, leicht über dem Durchschnittsalter der Hostelbewohner liegende Mitbewohnerin, stimmte zu, obwohl sie von dem Ami-Mist nichts hält (sie ist selbst eine). Die letzten zwei Tage war sie immer im Esszimmer, wenn ich auch dort war - ein Zeichen dafür, dass sie noch mehr Zeit dort verbringt, weil ich sie dort immer antraf - und sie schwärmte für die meisten Filme die gerade im TV liefen. Und meistens herrschte sie über die Fernbedienung und hatte viel Spaß dabei. Dann bin ich ja mal auf später gespannt.

Fünf vor Neun ging ich wieder runter und wurde erwartet und belächelt empfangen. Ich erzählte ganz, ganz, gaaanz grob was bisher geschah und verfolgte gespannt die Serie. Ich war wirklich der Einzige, der sie kannte. Tsja. In den Pausen musste ich dann noch mehr erklären und am Ende fand es Immer-wieder-Kekse-für-alle-backen-Linda ganz nett. Gut.

Wieder an den Laptop im Esszimmer weil gemütlicher sitzend. Runter zum Bierholen und kurzes Chat-chen mit den Leuten dort. Einer wird mit Namen angesprochen und dachte ich hätte was verstanden. Wie heisst Du? frage ich. Märijes. Wie? Märijes. Wie schreibt man das? M-a-r-i-u-s. Aha, wie ich jetzt mit Nachnamen heisse? Schäfer, und Du? Schäpfer. Jaja. Doch, Schäpfer. Witzig, aber leicht misslungen. Der kleine, nervöse, biertrinkende, rumzuckende, unruhige Typ heisst also so wie ich. Woher? Irland. Hm. Interessant. Nice to meet you. Ich lausche noch zwei Minuten wie er erzählt, dass er hier kommt und geht wann er will und wenn dem Chef das nicht passt, dann zeigt er ihm den hier - und streckt seinen Mittelfinger in die Höhe. Immer-noch-am-Deutsch-lernen-Roy versucht seine Unmut über diese Äußerung zu verbergen und sagt, dass dem Chef das aber früher oder später auffallen wird. Ihm doch egal. Er benutzt ein paar mal verschiedene Formen des F-Wortes und schwelgt sich wahrscheinlich vom Coolnessfaktor her auf dem Höhepunktes seines Lebens. Alter Zappelphillip. Ein Bier nach dem anderen trinkend und bereits vier leere Dosen vor sich stehend haben. Na dann will ich mal nicht weiter stören. See ya, Marius. Yeah, see ya, Marius.

An der Tippmaschine wieder angekommen schreibe ich weiter. Bin zwar etwas müde und konzentrationsschwach (es war schon nach elf oder sogar schon zwölf), aber was muss das muss. Auf der Nebencouch, welche mir frontal gegenübersteht, weil meine seitlich von der anderen ist, sitzen zwei Mädels und flüstern miteinander. Aber nicht Stille Post mässig, sondern einfach sehr, sehr leise sprechend. Es war aber trotzdem laut genug um es zu verstehen und so bekam ich mit, dass sie über die Planung des nächsten Tages sprachen. Hmmm... Irgendwann flüsterte ich rüber, warum sie denn flüstern. Um mich nicht zu stören. Ach wie süß. Nein, das braucht ihr nicht, echt nicht. Aso, na dann. Sie wäre Kim und sie heisst Marie. Hy, Marius mein Name. Wasmachenwoherkommenwiesoweshalbwarumwielange- jobfamilieberufstudiumundsoweiter. Eine Woche auf Hawaii und jetzt auf dem Rückweg nach South Carolina und nur für zwei Tag hier. *Lustigunterhalt* Was ich empfehlen kann? Ich erzähle von der Golden Gate und dem Alcatraz Vorhaben. Ihr Tag ist vollgespickt und beinhaltet noch einiges mehr. Marie macht es sich auf der Couch gemütlich und will nicht im Zimmer schlafen. Da ist die Luft so schlecht, dass sie lieber hier bleibt.

Uihui. Schon wieder zwei Uhr? Ich geh dann mal meine Quitsche walzen. Treffpunkt zwecks Abfahrt mit den Abi-und-dann-gearbeitet-um-den-Urlaub-zu-finanzieren-Mädels 11.30h. Das ist ausschlafen, sehr gut.

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