15 May 2005

Tag 23 - South Lake Tahoe

Tag 23 - South Lake Tahoe | 12.05.05


Motel 6 in Mammoth.

Aus meinem bescheidenen Gesichtspunkt fehlt das Verständnis für nervendes Housekeeping. Dem Management ist wohl bekannt, wer wie lange wo bleibt. Checkout ist bis 11 Uhr. Wenn also jemand für eine Nacht gebucht hat oder auch immer wenn es die letzte Nacht ist, wird er wohl bis spätestens 11h draussen sein. Da muss man als Gast schon mal seine Sachen zusammenpacken und braucht dazu vielleicht etwas mehr Zeit. Warum also in aller Welt hackt ein Housekeeping von 9h an alle halbe Stunde an die Tür? Wenn man nach dem zweiten mal abgewiesen wird UND der Gast an dem Tag verschwindet, könnte das doch ein Hinweis darauf sein, dass er mehr Zeit braucht. Egal. Kurz vor elf checkte ich also aus und machte mich ohne Frühstück auf den Weg nach SF. Einen Starbucks gab es dort ausnahmsweise nicht. Und wenn, dann sicher ohne HotSpot. Aber nach Essen war mir aus mindestens zwei Gründen sowieso noch nicht.


Die Grenze Nevada - Kalifornien.

Da mehrere Pässe gesperrt sind, erweiterte ich meine Route um einen kleinen Umweg über South Lake Tahoe. Dort soll es ganz schön sein und es ist Wegmässig so auf halber Strecke. Prima zum Pausieren und Tanken... und Starbucksen - denn dort suchte ich mir einen mit HotSpot raus.

Von unterwegs gibt es nichts zu erzählen. Eine nette Strecke, da es nur ein einspuriger Freeway mit schönen Kurven war.

In South Lake angekommen suchte ich erstmal ein weilchen nach dem Kaffeeladen meiner Süchte und fand ich aber zum Glück. Und nebenan ein Jamba Juice. Lecker. Aber ich weiss ja noch nicht, wie mein Magen auf Verdaubares zu sprechen ist. Mal sehen wie er mit einem Muffin umgeht. Um ihn nicht zu überfordern, habe ich ihn mit einem wohl vertrauten Schoko-Käse-Muffin gefüllt. Und weiterhin mit dem immer wohl bekömmlichen Creme Caramel Machiato. Viel konnte mir nicht passieren, die Toiletten waren nicht weit weg.


Schoko-Muffin mal in neuem Shape.

An meinem Nebentisch saßen zwei Geschäftsleute, von denen einer wohl aus Deutschland war (Bayer AG Mailkopf und Leverkusen 04 Bildschirmhintergrund. Klar, geht mich nix an, aber was soll ich machen nachdem ich mal hingeguckt und das gesehen hab?). Ich hab erstmal meine Blogs veröffentlicht und EMails beantwortet. Als die Buisinessleute weg waren, hat sich ein Mädchen mit roten Haren und gepiercten Augenbrauen dort hingesetzt und ihren Laptop ausgepackt... und hin und wieder ein wenig vor sich hingeflucht.

Och, irgendwie gemütlich dort und ich hatte schon wieder 3h Fahrt hinter mir. Unlust überkam mich und ich hieß sie herzlich willkommen. Ich überlegte, ob ich ein Plätzchen am See zum Übernachten finden sollte oder ob ich bis nach Sacramento weiterfahre. In der Annahme, dass die Unterkünfte dort günstiger sind. Hier bleiben wäre mir aber um einige Exponenten lieber, weil ich dann gar nicht mehr fahren müsste. Ich fahre generell wirklich saugerne und auch viel (Nein, Taxifahren ist für mich keine Alternative), aber da war ich es einfach leid. Was könnte ich also besseres tun, als einen "Einheimischen" um seinen Rat zu fragen. Ich quatsche das Mädel an, ob sie von hier ist. Yep, und ich bin aus Deutschland, gell (auf Englisch gefragt)? Ja - sie hatte leicht hinter mir gesessen und konnte so auf meinen Laptop gucken. Ihre Empfehlung war South Lake, auch wenn es hier nicht viel gibt. Aber es ist ruhiger und schöner. Da konnte und wollte ich nicht widersprechen, ich sah keinen Grund dazu. Wir kamen vom Elefanten zur Fliege und von Gott über die Welt. Sie studiert, aber nur zweimal in der Woche und hat sonst im Moment nix vor und nix zu tun. Und einen Führerschein hat sie nie gemacht (was die hier ja sonst in der Schule für 20$ in wenigen Tagen machen), aber später von irgend einer Behörde bekommen, obwohl sie gar nix nachweisen konnte. Aha, krass. Sie kommt übrigens aus Mexiko. Dass ich die meisten Sachen ungerne alleine unternehme (nicht alle, aber die meisten), fragte ich sie, ob wir nicht was unternehmen wollen. Sie blickte mich kurz mit einem pokerähnlichen Gesichtsausdruck an und stimmte zu. Prima. Ich wusste jetzt zwar nicht was, aber sie meinte "Lass uns gehen". Sie ist fünf Fuß gross (etwas über 1,5m) und fährt einen 4WD Truck mit 3.6 Liter Motor und Blick über alle anderen Autos. Wir sprangen also in ihr "Auto" und fuhren einfach mal drauf los. Die Strecke, aus der ich gekommen bin. So hatte ich die schöne Gelegenheit vom Berg runter ins Tal zu gucken. Aber die meiste Zeit haben wir gequatscht. Durch ihren Ex (ein Deutscher) hört sie viel deutsche Musik (Sabrina Setlur und so), versteht aber nicht, was sie singt. Kein Problem, ich hab ihr mal ein bisschen was übersetzt (Fick Disch und Deine ganz bschissne Show, Du liebst misch nich... usw). Ich hab mir nicht alle Themen gemerkt (spielt aber auch nicht wirkliche eine Rolle, oder?) - es war aber definitiv sehr interessant. Ihr Name ist übrigends Anastacia McDonald wie bereits erwähnt aus Mexiko, aber seit zwei Jahren am Lake lebend.

Wir sind .... hmmm Zeitgefühl darf auch mal Urlaub machen ... so eine halbe bis eine Stunde rumgefahren und haben rumgeschaut und rumgequatscht. Sie ist 23 und verheiratet, aber lebt getrennt. Ich äusserte den Wunsch irgendwo den Sonnenuntergang zu beobachten und wir fuhren an den See. Dort setzten wir uns auf einen der Tische und genossen den Blick auf See, Sonne und alles was uns recht war. Bei dem Thema Busch, Iraq und US-Politik hatten unsere Meinungen soviel Gemeinsamkeiten wie ein Ur-Bayer mit Äpfelwein. Der hier oft zu sehende Aufkleber "Support our Troups" ziert ihren Monstertruck. Das ist eine gelbe Schleife - wie die vonwegen Aids, nur halt in Gelb. Die Sonne war weg und wir gut drauf. Hunger. Bei ihr. Bei mir war ich nicht so sicher. Mein Magen hat den Muffin in Beschlag genommen und wohl noch seine freude an ihm, sonst hätte er ihn schon preisgegeben. Na gut, soll er noch mehr Beschäftigung bekommen. Asiatisch schien mir leichte Kost zu sein und daher wohlgeeignet. Weiterhin immer lecker ... ich korrigere ... meistens lecker und Preislich im Rahmen.

South Lake Tahoe liegt direkt an (eigentlich in) der Grenze Nevada-Californien. Dort wo es die letzten Casinos gibt ist die Grenze. Zum chinesichen Restaurant "Waterwheel" fuhren wir nach Nevada. Entweder Suhi-All-You-Can-Eat für 17$ aber nur an der Bar, oder nicht an der Bar und dann nach Karte. Kein Sushi? Ok, ich muss nicht. Dafür sie irgendwas Süß-Sauer und ich Rind-Shezuane. War nicht der oberburner, aber ok. Mein Magen ist wohl geschrumpft, nach der Hälfte gab ich auf und war satt. Ich hatte ein scharfes Gericht bestellt, was ich prinzipiell sehr gerne mag. Aber in Bezug auf meinen Nahrungsbeutel nicht unbedingt die beste Idee die ich in meinem Leben hatte. Er quittierte den zu spät aufkommenden Gedanken mit permanentem gegurgel. Shut up! Hmpf.

Was nun? Kino? Klardochimmer. House of Wax? Mir egal. Ok, also ab zu einem Casino, dort ist auch ein Kino drin. Dort angekommen. Film fängt um 10.20h an, es war 9.30h. Passt. Das Warten haben wir uns dort an der Bar mit einem Bier (Bud Light) angenehmer gestaltet. Ich hab ihr ein paar deutsche Wörter beigebracht (Tisch, Stuhl und so). Ich spendierte 10$ für den Spielautomat an der Bar (Blackjack) und das war nach 15 Minuten oder so wech. Hab aber auch nix anderes erwartet. Zwei coole dunkelhäutige Typen saßen an der Bar und kloppten ein paar Sprüche. Muahaha - lustig. Dann standen sie auf, gingen auf die klitzekleine Bühne und starteten ein Entertainmenprogramm, welches die Welt noch nicht gesehen hat. Das war so toll, dass erst drei, dann fünf Leute die Tanzeinlagen ihres Lebens auf dem Parkett zur schau gaben. Ach, was haben wir gelacht und es uns gleichzeitig verkniffen. Ich sag ja, jeder soll so tanzen wie er will, damit er Spaß hat. Egal, was die anderen sagen. Jede Regel hat so ihre Ausnahmen. So auch diese. Ich will gar nicht beschreiben können, wie das ausgesehen hat.

Ab ins Kino. Zwei Leute waren schon drin. Ui, das muss ja ein toller Film sein. Zwei weitere kamen später hinzu. Der Film war ganz ok. Sieh auch House of Wax. Danach zurück zu meinem Auto. Was hatte ich schon lange nicht mehr, was ich auch gar nicht mehr haben will? Genau, ein Ticket für falsch Parken. 50$, weil warum auch immer. Nur 2h sind erlaubt. Ja, spinnisch? Ich war doch im Starbucks. Stacy nimmt das Ticket und sagt, sie will das klären. Sie schickt ihr Starbucks Receipt hin und dann müsste das ok sein. Ok, soll mir recht sein. Ob das mal gut geht? Ich habe leider nirgens einen Foto-parat gehabt und daher meine Bilder.

Es ist schon spät und ich hab noch gar nix zum pennen. Sie bietet mir ihre Couch an und ich nehme dankend an. Sie wohnt in einer Wohnhaushälfte, wo unter ihr noch welche wohnen. Ziemlich weit oben auf dem Berg. Ein wolkenfreier, sternklarer Himmel. Wir quatschen noch ein bisschen, dann trennen sich unsere Wege. Sie oben im Zimmer im Bett, ich unten auf der Couch. Ein schöner Tag, der völlig ausserplanmässig verlaufen ist. Gestern war ich noch sowas von down, heute fühlte ich mich pudelwohl. So ein Hoch- und Tief der Gefühle in solch kurzer Zeit. Sehr interessant.

2 Comments:

At Sunday, May 15, 2005 11:54:00 AM, Anonymous Anonymous said...

Hallo Marius,

ich bin durch Zufall auf Dein Tagebuch gestossen. Eigentlich habe ich in Womobil-Seiten gestöbert. Wie ich in Erinnerungen schwelge, mit den Bildern und Kommentaren. Selber habe ich mit Freunden und meiner Frau so manche Tour in den Staaten erleben dürfen, der Bazillus USA wird Dich ebenfalls anstecken ...Sobald mein Kurzer (2 Jahre) was davon hat, gehen auch wir wieder auf Tour durch USA. Ich wünsche Dir noch ne schöne Zeit, be cool und geniesse es ...

Jürgen

 
At Sunday, May 15, 2005 6:52:00 PM, Blogger Marius said...

Hallo Jürgen,

vielen Dank. Ja, die Erlebnisse hier sind teilweise so intensiv, dass man lange seine Freude dran hat.

Bis dahin - alles Gute,
Marius

 

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