16 May 2005

Tag 25 - Golden Gate Bridge

Tag 25 - Golden Gate Bridge | 14.05.05

Wenn ich meine Pläne nicht mehr ändere und meinen Rückflug nicht verlege, dann ist heute meine Halbzeit des Trips. *Schniff*. Ein Zwischenresume spare ich mir. Ich glaube das gibt mir zu sehr das Gefühl, dass schon so viel Zeit vergangen ist. Ich sehe weiter nach Vorne und freue mich auf die Erlebnisse, die auf mich warten.

Gegen zehn Uhr bin ich aufgewacht. Dumm, dass meine Größe mit der vom Bett übereinstimmt. Selbst wenn ich diagonal liege (was durch die Breite nur beschränkt möglich ist) habe ich nicht genug Platz. Aber das Knarren und Wackeln bei jeder Bewegung ist das Schlimmste. Was bin ich froh, dass ich nicht unter mir liege. Und das Umwelzen der unteren Liga als unmittelbare Folge auf meine Bewegungen gibt mir da recht. Dumm für uns, können wir aber alle nicht ändern.

Dass ich besonders gut geschlafen hätte, konnte ich leider nicht behaupten. Stattdessen schwebte die Frage über mir, ob die Schreie und lautstarken Argumentationen aus einem meiner Träume oder der Nachbarschaft entsprungen waren. Ich tippte auf zweiteres, zumal ich direkt an einem Fenster schlafe.

Dann check ich doch mal die Duschen und das Frühstück ab. Im oberen Stockwerk - wo ich mich befinde - wird gerade renoviert. Unten ist das wohl schon geschehen. Meiner Meinung nach eine weise und eher schon überfällige Entscheidung des Besitzers. Mein Auto habe ich übrigens am Abend vorher beim Valet-Parking für 15$ pro 24h einparken lassen. Dafür, dass ich es jederzeit raus- und reinfahren lassen kann und die umliegenden Parkhäuser dafür 25-30$ verlangen finde ich es fair. Und mit Tickets hab ich es ja nicht so. Die Duschen ... die Dusche ist also jetzt vom mal-den-Kopf-reinstecken-her nicht der Hit. Die unten sind dafür um so besser. Also dusche ich unten. Das Pärchen vom unteren Stockbett ist schon zeitig weiter gereist. Irgendwie verständlich. Küche, Frühstück. Wie mir die beiden deutschen Mädels schon erzählten, ist das Frühstück hier recht ordentlich. So sehe ich das auch. Es ist zwar nicht besonders abwechslungs- und umfangsreich, aber es gibt immerhin eins. Es schlägt das LA-Hostel mit nur Kaffee und das San Diego mit Pancake um längen. Es gibt verschiedene Brotsorten und dazu Marmelade oder Erdnussbutter. Weiterhin Kaffee und Tee sowieso immer (zum selbermachen).

Beim Frühstücken traf ich dann erst auf Meine-Eltern-wollen-dass-ich-einen-Zahnarzt-heirate-Sindy, dann auf Ich-schneide-beim-Fotografieren-immer-die-Köpfe-ab-Franzi und später dann Beim-Rückwärtsfahren-im-Bus-wird-mir-schlecht-Lisa - die beiden Mädels vom Vorabend. Wir machten aus, dass wir uns später treffen und zur Golden Gate laufen werden.

Während die beiden Freiburgerinnen noch was erledigen mussten, unterhielt ich mich mit Dauerfotografin-Sindy. Wir surften ein wenig im Netz und sie zeigte mir ein paar Bilder von ihrer Graduation-Party.

Später sind wir dann zu viert losgezogen und mit dem Bus bis zur Golden Gate gefahren (soweit möglich).


Bus verpasst? Um diese Uhrzeit egal, denn es schoben sich insgesamt fünf hintereinander durch die Stadt.

Vom Strand aus konnten wir schon die Brücke nicht erkennen, lediglich erahnen. Es war sehr windig und damit verbunden etwas frisch. Dies nicht als Hindernis sehend tummelten sich viele Leute am Strand, für Kiter aber verständlicherweise ein Funparadies. Wir kämpften uns also dem Wind entgegen zur Brücke und mit der Zeit zeigte sich die Brücke etwas mehr. Unterwegs passierten wir eine "Strand"-Party. Ich fragte mich, ob die das jedes WE machen (war ja Samstag) oder ob heute irgendwas besonderes ist. Ma waas es net, aber trotz des nicht ganz so tollen Wetters schienen sie viel Spaß zu haben.


Golden Gate, Franzi, Lisa, Sindy

An der Brücke angekommen kam die Frage auf, was an der Brücke eigentlich so toll ist. Hm, ja. Weiss keiner. Egal. Mit den Wolken dicht über uns liefen wir von Pfeiler zu Pfeiler und blickten immer wieder hinunter ins Wasser - wenn dies möglich war, denn am Anfang hinderte uns ein Maschendrahtzaun daran. Bei den Blicken nach unten schwärmte Ich-hab-sooo-viel-zugenommen-seitdem-ich-unterwegs-bin-Sindy jedesmal von Bungee und Skydiving. An einem Pfeiler konnten wir einen Seelöwen ausmachen.


Inmitten von Wolken.

Die Golden Gate vibriert permanent, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Ich versuchte mich an all die Filme zu erinnern, in denen die Brücke vorkommt, bzw. eine Rolle spielt. Mir viel keiner ein. Dafür kam die Frage auf, wieviele Menschen hier wohl schon gestorben sind? Oder pro Jahr sterben? Später lese ich in meinem Reiseführer, dass beim Bau 11 Leute starben und dass die Brücke damals für nicht machbar gehalten wurde (Anfang des 20. Jahrhunderts). Und (oder weil?) das Wasser ander tiefsten Stelle 97m misst.


:)

Ich-grins-doch-auf-dem-Foto-Lisa äusserte die Vermutung, dass man mit einer Fähre von der anderen Seite zurück fahren kann. Wäre nicht schlecht, denn wir sind schon gut 1,5h unterwegs und zurücklaufen muss nicht unbedingt sein. Gibt ja dann auch nix Neues zu sehen. Drüben gesellten wir uns erstmal auf den Parkplatz und blickten nochmal zur Brücke zurück. Eine art Bank diente als Ausruhestelle und wir stellten fest, dass es keine Fähre zurück gibt. Doof. Bei-spontan-fotografiert-werden-immer-die-Hand-vors-Gesicht-halt-Sindy nahm das Problem in die Hand und fragte bei den Reise-und-Tourbussen nach, ob uns nicht einer mitnehmen könnte. Und - yes - eine Frau mit einem offenem, old-sytled Bus nahm uns mit. Für lau. Super. Wir mussten zwar stehen (der Bus war offen, mal sehen ob ich später ein Foto finde) aber das war wurst. Hauptsache wir mussten nicht laufen und da es eine Guided Tour war (2h durch SF) kamen wir noch in den Genuss von Infos über die Brücke und ein bisschen was danach kam.


Hippies are still alive.

Hunger machte sich bemerkbar, wir uns auf den Rückweg und damit zum Bus. Der Versuch unser seit zwei Stunden abgelaufenes Ticket nochmal zu benutzen schlug fehl (eins kostet 1,50 $). Der Weg führte wieder zurück durch Chinatown, wo die Metzgereien auf mich so einen einladenden Eindruck machen wie eingelegte Maden im Speckmantel. Ein buntes Treiben herrscht dort. Ein Gemüsemarkt neben dem anderen, nur von Juwelieren und Futterbuden umgeben.

Der Plan von Alle-fünf-Minuten-ein-Bild-Knipsen-Siny und mir, Sushi zu holen wandelte sich in Pizza um und wir kehrten in selbiger ein. Einmal 16" für uns alle vier zum Mitnehmen - und mit Käse und Salami. Im Endeffekt für jeden zwei Stücke und damit nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel. Für amerikanische Verhältnisse fand ich sie gut. Ich bin durch die letzte "Pizza" in meinen Erwartungen auf Tauchstation gegangen und fand den Käse befriediegend bis ok, nur der Boden hätte etwas mehr durch sein können.

Ich lies mir erklären wie ich zum Supermarkt komme (es gibt hier zwei kleine um die Ecke, aber die sind entsprechend teuer), schmiss meine dreggische Wäsche in die Waschmaschine im Hostel (sehr angenehm und "nur" 1,50$) und machte mich auf den Weg zum Großen. Würde ich hier in SF wohnen könnte ich irgendwann sicher bei einem Berglaufen mitmachen. Wo geht man hier joggen, wenn man hier wohnt? Die Straßen sind ja doch recht steil. Bis jetzt ist mir aber noch keiner entgegengejoggt. Also denke ich mal die meisten leute fahren erstmal zu einem der nahegelegenen Parks. Ich also zum Supermarkt gehechelt. 2 Joghurts für mich, jeweils zwei für die Mädels als Dankeschön für das aus der Patsche helfen vom Vorabend. Ansonsten was zu trinken (6 Pack Dosenbier Tecaté) und O-Saft für Morgends. Orangen, Bananen und eine 8er Packung Kleenexregen. Eine Instant-Nudel-Suppe für Notfälle. Reicht.

Auf dem Rückweg bildeten sich die ersten Schlangen vor den Kneipen und Restaurants. Mal sehen ob und wann ich das auch mal erlebe (dass ich anstehen muss). Heute Abend jedenfalls nicht, hatte ja gerade Pizza.

Auf meinem Zimmer fand ich zwei Rücksäcke auf dem unteren Bett. Aha, Neuzugang. Aber nicht anwesend. Bevor ich das Zimmer verliess, wollte ich wissen, ob in dem Nebenzimmer jemand ist. Die Beseitigung der Informationslücke sollte meiner Entscheidung helfen, ob ich die Tür abschliesse oder nicht. Ich klopfe also unüberhorbar an, höre nichts und schaue trotzdem rein. Da lag wieder der Typ auf dem Bett und schlief. Jedenfalls bis eben, denn ich weckte ihn auf. Ups. Sorrrrrrrieee. Ich wollte nur wegen Tür, abschliessen, gucken und überhaupt und so. *räusperpeinlich*. Das wäre hier sowas wie ein Privat Room. Aso, ja, wusste ich nicht. Excuse me. Tür zu.


Da werden nachher wohl zwei unter mir schlafen.... wollen...

Das als Private Room? Würde mir ja sonstwie stinken. Ein Raum der nur durch einen anderen zu betreten ist in dem drei andere Leute pennen? Och ne. Und dann auch noch mit so einem pervers quitschendem Bett? Nun wirklich nicht. Aber das ist sein Umstand, nicht meiner. Ich wundere mich allerdings über die Sachen, die in "meinem" Zimmer liegen, seit dem ich dort bin. Zahnbürste/Zahnpasta, Klamotten wild ums Waschbecken rum. Gehören die überhaupt noch jemandem? Ich tippe ja auf zurückgelassene, herrenlosen Müll. Vielleicht sollte ich mal anklopfen und fragen? Ich glaube das verschiebe ich erstmal...

Der Rest des Abends war durchwachsen von Gesprächen hier und dort, Kopieren der Speicherkarten von Meine-älteste-Schwester-ist-20-Jahre-älter-Franzi auf meinen Computer um sie später zu brennen und Blogenmailenchatten. Die Bilder hatte ich mir mit Immer-wieder-eine-rote-Nase-vom-Sonnenbrand-Lisa angeschaut, da ihre Freundin leicht erkältet war. Vermutlich einen Zug vom vielen Wind an der Bridge. Sie erzählte mir, was sie bisher so erlebt haben. Meine Hochachtung für die beiden, mit 20 Jahren "alleine" und mit Greyhoud durch Canada, Mexiko und die USA zu reisen, immer einen Megarucksack auf dem Buckel. Bei den Bilder von Yosemite kam das Verlangen in mir auf, dort hinzufahren. Nicht das erste mal, wie meine Erinnerungen mir verrieten. Vielleicht gehe ich diesem Trieb später nochmal nach.

Richtung Küche nach unten trabend, erkundigte ich mich mal wieder, was dort so vor sich geht. Alles in allem immer wieder die selben Leute und an das "ey, whasup?" und "how arja" hab ich mich schon längst gewöhnt und gebe es auch dauernd von mir. Die Athmosphäre ist sehr schön. Die Leute sind alle sehr freundlich - sowohl guests als auch staff - und sind für kurze und längere Schwätzchen zu haben. An die einzelnen Gespräche kann ich mich nicht mehr erinnern. Sie waren nett und unterhaltsam, aber nichts weltbewegendes. So gegen 2h bin ich ins Bett. Mit dem schlechten Gewissen, am nächsten Tag um 8h aufstehen zu müssen, denn ich hatte mich mit den beiden Mädels zum Bay To Breakers verabredet. Ein Laufen, das einmal im Jahr stattfindet. Vorneweg die Profis, welche die Strecke von 12 Kilometern in gut 35 Minuten laufen und ca. 70.000 Leute hinterher, die einfach nur gehen. Dafür aber verkleidet oder nackt sind. Und das ab acht Uhr und dementsprechend früh.

Auf meinem Zimmer sah ich dann ein neues Pärchen im Bett rumkuscheln. Ich weckte sie auf und war mir sicher, dass ich das auch am nächsten Morgen machen werde. Meine gewaschene Wäsche hatte ich vorher ungeschickter weise auf das Bett gelegt (gefaltet) und musste dieser erstmal irgendwie über das Zimmer verteilen. Sorrrrrieeee...

1 Comments:

At Tuesday, May 17, 2005 7:25:00 AM, Anonymous Anonymous said...

jaja, das mit den straßen ist so ne sache. die ultimative stadt für rollstuhlfahrer...wenn du mal das 'cantercury' findest, sag mal hallo. da hab ich mal ein paar nächte drin geschlafen, schön da. warst du schon am pier? solltest du nachholen, schöne restaurants.

ähm also irgendwie hört dein blog bei tag 16 auf...

 

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