Tag 18 - Sedona - So weit die Füße tragen
Tag 18 - So weit die Füße tragen | 07.05.05
Auschecken und Zusammenpacken. Housekeeping scheint es auf mich abgesehen zu haben und fragt alle fünf Minuten, ob sie reinkommen kan. Mirdochegal, bin eh gleich weg. Da ich das offizielle Frühstück verpasst hab, naschte ich die übriggebliebene Schokolade vom Vortag.
Dummerweise kann ich vom Bestwestern aus keine EMails verschicken (ist wohl gesperrt), also suche ich mir einen Starbucks raus, der nörlich auf meiner Route liegt. Hab aber die Ausfahrt verpasst (bzw. nicht gefunden. 217A gab es nicht, nur 217) und bin daher die nächste raus. Riesen Mall mal wieder, an der aber noch gebaut wurde. 2 WLANs, beide leider verschlüsselt. Aber es sollte mich doch wundern, wenn es hier nicht auch nen Starbucks geben würde. Und tatsächlich - da ist doch einer. Ich hab gleich vom Auto aus versucht in das Netz zu kommen, konnte aber keines Lokalisieren. Ich ahnte schon etwas. Also hüpfte ich rein und frage nach WLAN. Hot oder cold? Hrhrhr. Die hatte keinen Plan. Der Supervisor daneben schon. Aber nix Hotstop. Och doof. Ich hab versucht einen Weg zurück zu finden, mich schon wieder mal verfahren und daher beschlossen die EMails noch nicht zu verschicken und stattdessen nach Sedona zu fahren. Ich wollte die Zeit heute ja noch für einen Spaziergang nutzen.
Nach ca 1,5h war mein Tank schon kurz vor dem roten Bereich und ich dachte, dass ich eigentlich bald dort sein müsste. Tanken war angesagt. Als der Durst vom Auto gestillt war, wollte ich schon der Straße weiter folgen, als ich merkte, dass mein Hotel direkt danaben war.
Die Dame am Empfang war leicht überfordert, obwohl ich gar keine Sonderwünsche hatte. Aber sie war neu und wusste daher auch nicht wo mein Zimmer zu finden sei. Dafür war sie um so netter und konnte mir auch sagen, dass ich von hier loslaufen kann und mir so die 5$ für den Parkplatz sparen kann (der nur eine Meile von hier liegt). Ich schmeisse also nur meine Sachen ins Zimmer, welches leider keinen Kühlschrank hat und zwar nett, aber zu teuer ist. Die Location macht den Preis. Wanderschuhe raus, Sonnencreme drauf und los gehts. Direkt nebenan ist noch eine Touriinfo, bei der ich zur Sicherheit nochmal nachfrage. Der Typ meinte der Trail würde mich eine Weile beschäftigen. Ich hatte die Befürchtung, dass das nur so zum Bummeln ist. Wie man sich doch täuschen kann.

Ja, ich hab ein Ziel. Rechts der Berg ganz hinauf bitte.
Auch an dem Parkplatz war nicht sehr viel los. Ich hatte die Wahl zwischen einer kleinen Tour (linker Berg) oder einer grösseren (erst der Rechte, dann der Links). Natürlich entschied ich mich für den langen Weg. Eine Familie mit zwei Kindern startete kurz vor mir, aber die habe ich schnell passiert. Zügig erreichte ich das Ende vom Berg und mir war noch gar nicht nach zurück gehen. Also folgte ich einem anderen Trail. Jedenfalls sah es für mich nach einem aus. Am Anfang stand noch so ein Schild, dass man unbedingt auf dem Weg bleiben soll. Ein Schritt abseits kann schon ganz viel Schaden anrichten. Und darunter was von Federal Law und so. Hmmm, hätte ich vielleicht etwas genauer lesen sollen.

Ey, whasup?
Ich stapfe so vor mich hin und geniesse die Landschaft. Die Sonne scheint, es herrscht eine leicht trockene Hitze mit einem leichten Lüftchen. Yeah, that's the way I like it. Inzwischen bin ich doch schon gut vom eigentlichen Berg und damit Weg weg und frage mich, ob ich wirklich einem Trail folge. Es sieht aus wie ein ausgetrockneter Fluss (auch wenn dort fast alles danach aussieht). Am liebsten wäre ich ja auf die Spitze vom Berg, aber das geht nicht. In der Ferne konnte ich einen Vorsprung vom Berg ausmachen, den ich mir als Ziel setzte.
Der Weg wurde immer schmaler und schwieriger und ich war mir nun sicher, dass ich vom Trail abgekommen bin (mal abgesehen davon, dass ich schon ewig keinen Wegpunkt mehr gesehen habe). Aber die Gegend war schön und ich wollte sowieso höher hinaus. Ich hatte nur ein mulmiges Gefühl wegen diesem Hinweis, dass man den Weg nicht verlassen soll. Es ging weiter hinauf und teilweise ging es nur auf allen vieren weiter. Das Gestein dort ist extrem bröselig. Man kann jeden Stein einfach so aus dem Boden ziehen und durchbrechen. Es gab also nicht wirklich viel Halt. Schiss. Egal. Wie soll ich hier je wieder runterkommen? Ich will es nicht wissen. Vielleicht sieht es auf der anderen Seite besser aus. Ich bin oben und drehe mich zum ersten mal. Wow. Was für eine Aussicht. Ich setze mich hin, aber nicht vor Erschöpfung, sondern weil ich von der Landschaft und dem Blick darauf so überwältigt bin. Sollen die Ranger doch kommen und mich einsperren, weil ich nicht hier sein dürfte. Ist mir egal, das ist es wert. Ein Adler fliegt ungewöhnlich nah an mir vorbei. Vielleicht 30m. Was will er mir damit sagen? Ich zwinker ihm zu, da ich weiss, dass er auch aus 100m noch eine Zeitung lesen könnte. Ob er zurückzwinkerte konnte ich nicht erkennen. Ich leerte eine meiner zwei Wasserflaschen und stapelte ein paar Steine als Zeichen dafür, dass jemand hier war. Noch ein paar Fotos und wieder Stille geniessen.

In Natura natürlich noch viel beeindruckender!

Das zwischen den beiden Spitzen sollte mein nächstes Ziel sein.
Auch auf der anderen Seite dieses "Hügels" geht es steil hinab. Ich sehe einen anderen interessanten Hügel und nehme ihn mir als nächstes Ziel vor. Mal sehen ob ich um diesen Berg herum komme. Beim Abstieg stieg Furcht in mir hinauf. Aber nicht wegen dem losen Gestein, sondern weil ich mir sicher war, dass ein Ranger mich aus der Ferne beobachtete und irgendwo auf mich wartete. Den Amis traue ich da ja alles zu. Naturschutz uns so.

Ach, das war kein Trail O.o
Rambomässig pierschte ich also durch den "Dschungel" und suchte stehts Tarnung. Ich folgte wieder mal einem ausgetrocknetem Flussbett, der mich aber leider in die falsche Richtung führte. Ach egal, dann geh ich halt wieder zurück und versuche den offiziellen Trail zu finden. Ich fand aber erstmal Fußspuren, die ich nicht zuordnen konnte. Fuchs? Wildschwein? Das Gestrüpp war zeitweise so dicht, dass es meine Haut von innen massierte. Nach einer weiteren Stunde rumirren sah ich ein paar Leute. Ranger? Ich sprang in Deckung und verhielt mich wie ein Baum. Entwarnung. Touris. Ich machte mich auf in deren Richtung und fand den Weg. Yipieh! Erleichterung.
Seit geraumer Zeit merkte ich, dass sich eine Blase unter meinem Fuß gebildet hat. So ne Kacke. Die (Wander)Schuhe hab ich seit 10 Jahren und hatte nie ein Problem damit. Warum jetzt? Eine halbe Stunde später ging mir das "Plitsch-Platsch" Gefühl auf die Nerven - ausserdem tat es weh. Ich wollte aber auch so schnell wie möglich zurück. Vor wenigen Minuten sind mir noch einige Spaziergänger entgegenkommen, jetzt war ich wieder alleine. Ich bin vom Weg abgekommen. Arg! Ich will heim. Können die nicht mal gescheite Markierungen platzieren? Ich ruhe mich auf einem großen Stein aus (inzwischen bin ich etwas über vier Stunden unterwegs) und reisse mir die Blase am Fuß auf um sie zu entleeren. Schmerz lass nach. Inzwischen hat sich auch am linken Fuß an der Ferse eine gebildet. Ich schlage mir einen Weg querfeldein frei und will wieder zu dem scheiß Trail. Gefunden. Gott sei dank. Als Orientierung hatte ich immer den großen und kleinen Berg. Und plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich ja den Weg eingeschlagen habe, der noch um den kleinen herum geht. Verdammte Hacke. Verdammtes Humpeln. Ich hatte zwar was zu trinken mit, aber nix zu futtern und wie aus dem Nichts *Steak* musste ich plötzlich an ein grosses, saftiges Steak *Steak* denken. Mjam. Das wäre *Steak* doch was feines. Gegrillt, nicht *Steak* gebraten. T-Bone *Steak* Steak. Mit Pommes und einem kleinen Salat *Steak*. Ich verdrängte den Gedanken, da ich *Steak* ja sowieso keines *Steak* *Steak* haben könne. *Steak* *Steak* *Steak* *Steak* *Steak* *Steak* War gar nicht so einfach. Aber der Frust über den Umweg *Steak* hat den Gedanken vollkommen verdrängt. *Steak*
Ein Schild mit einer Karte. Gar nicht mehr so weit. Super. Ich humpel so weiter vor mich hin und treffe zwei Leute. Sie bestätigen mir, dass der Parkplatz nicht mehr weit ist. Kein Ranger in sicht - was mir inzwischen aber auch egal gewesen wäre. Hauptsache ich muss nicht weiter laufen.
Nach knapp sechs Stunden hiking bin ich wieder im Hotel. Duuuuuuscheeeeeeeee. Aber zu erst nochmal die Blasen präparieren. Ab aufs Bett und Fernseher an. Ist heute nicht Desperate Housewives? Mal sehen, es ist ja gleich 19h. Noch lief Glücksrad. Das waren noch Zeiten, also Sonja Kraus die Buchstaben umdrehte. Heute werden sie nur noch angetippt und sie erscheinen. Wozu dackelt dann da überhaupt noch eine hin?
Um 19h fängt Harry Potter 3 an. Auf dem Rückweg hatte ich mir schon ein Restaurant ausgesucht (leider keines mit Steaks, das konnte ich nicht sichten) und da humpelte ich nun hin. Speisekarte draussen war ganz ok. Kaum machte ich die Tür auf hatte ich so ein mulmiges Gefühl. Ein leicht modriger Geruch und der Fußboden alles andere als sauber. Plötzlich hatte ich ein Deja Vu von einem Chinesischen Restaurant mit Pizza und Pommes am Buffet. Ein Schild wies darauf hin, dass die Familie eine Kriese hat und daher der Service etwas länger dauern kann. Es war nicht voll, was ja auch nicht zwangsweise für die Lokalität spricht. Aber ich war froh es überhaupt über die Straße geschafft zu haben und fühlte mich nicht wirklich in der Lage noch wo anders hinzugehen. Ich setzte mich in den Nichtraucherberei und suchte mir geröstetes Rindfleisch raus, mit dem Hinweis es nicht sooo scharf zu machen.
Die Leuten am Nebentisch wurden betätschelt, bekamen einen Nachtisch spendiert und - wie üblich - Glückskekse. Dann kam mein Essen und es haute mich vom Hocker. Awesome! Ich hab schon lange nicht mehr so gut gegessen. Zum reinlesen, reinsetzen und drin baden. Nochmal Reis bitte. Alles weggeputzt. Sowas von Lecker. Für mich dann kein Nachtisch aufs Haus und auch kein Glückskeks. Egal. Super Essen, lob an den Koch.
Am Ausgang sehe ich dann eine Tafel "Best of the Best Mandarin Restaurant" mit fünf Sternen. Es stand zwar nicht dabei für welche Region (oder ob nur für die 15.000 Einwohner Stadt), aber verdient haben sie es würde ich sagen.
Im Hotel dann Kretschen ausgestreckt und Harry Potter in der Kammer des Schreckens zugesehen.
Ach was habe ich diese Nacht gut geschlafen :)
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