Tag 19 - Grand Canyon
Tag 19 - Grand Canyon | 08.05.05
Saugut geschlafen. Dann das übliche Wecker/Housekeeping Spiel. Blasen verarzten, Sachen packen und ab Richtung Grand Canyon. Da ich am Abend vorher noch ein bisschen geblogt habe und ich noch die unverschickten EMails loswerden wollte, suchte ich mir einen Starbucks auf meiner Route raus: Flagstaff.
Der Kaffeeladen liegt an der Route 66. Am Anfang (oder Ende)? Da ich von dieser aber mehrfach hörte, dass es nichts tolles zu sehen gibt, hab ich sie auf meinem Trip nicht eingeplant und auf dem kurzen Stück gibt es auch nichts darüber zu berichten. Ausser dass es dort war.

Karamel-Apfel-Muffin und Vanilla-Latte
Bei meinem Kaffe-Muffin-Ritual bemerkte ich, dass am Nebentisch zwei Studis etwas Deutsch sprachen und über vielen Unterlagen brüteten. Und tatsächlich, sie lernten Deutsch. Wir kamen ins Gespräch und ich versuchte etwas zu helfen, soweit es meine Deutschkenntnisse zuließen.
An dieser Stelle möchte ich mal loswerden, dass es meinem Bewusstsein bekannt ist, dass in meinen Texten viele Rechtsschreibfehler und grammatikalische Ungereimtheiten gibt. Ursprung dessen liegt hauptsächlich darin, dass ich die Texte zügig runterhacke ohne sie selbst zu lesen (uarks). Das Ganze verschlingt auch so schon recht viel Zeit (ne Stunde bis anderthalb pro Blog mit Bilder/Upload) und wenn ich dann noch mal alles durchgehe oder meine Konzentration zu sehr auf Fehlerfrei richte, dann dauert das einfach noch länger. Sorry for that, aber mit der Zeit summiert sich das halt...
Ich half also etwas, einen Text mit von direkter in indirekte Rede zu übersetzen. Vorher habe ich meine Mom per Skype angerufen, da heute ja Muttertag ist.
Was soll ich sagen? Ich habe mich mit Journalisten-Anwärter-Doreen-und-Howard prima unterhalten. Sie mussten dann aber arbeiten gehen und ich hatte ja auch noch ein bisschen was vor. Den Tipp nach Flagstaff-Downtown zu gehen konnte ich aus Zeitgründen nicht mehr nachgehen. Leider! Denn auf meinem Weg zum großen Graben bin ich durch das Städtchen gefahren und es hat mir richtig gut gefallen. Die Häuser sind schön verziert. Selbiges gilt sogar für die Straßenschilder. Ach, hätte ich doch zwei Tage weniger in Phoenix und dafür hier verbracht. Aber wie sollte ich das vorher wissen? Gar nicht, genau. Also - nicht Ärgern, nur Wundern.

Aua, das sieht gar nicht gut aus.

Fluchtpunkt.
So gegen halb fünf bin ich dann am Best Western angekommen, welches sich zwei Meilen vor dem Grand Canyon Eingang befindet. Die Dame am Empfang war sehr nett und witzig. Es ist kein Kingsizebett mehr frei, dafür aber ein Doppelbettzimmer. Da könnte ich dann nachts von Bett zu Bett springen. Ich konnte mich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten und stimmte zu. War ja eh nur für eine Nacht. Dann gab sie mir noch einen Voucher für ein Kontinentalfrühstück für zwei Personen. O.o Ich war kurz davor zu sagen, dass ich dann ja von Teller zu Teller wechseln kann...
Zur Beruhigung stelle ich auf dem Zimmer dann fest, dass ein Bett eh schon fast die Breite von einem Doppelbett hat. Ein großer Raum mit extra Schminkspiegel auf dem Gang, ein geräumiges Badezimmer mit Wanne und riiiiiesen Spiegel.
Ich ging zum Concierge um nach einer kleinen Route zum Spazieren zu fragen und er gab mir eine kleine Empfehlung. Da es schon nach fünf war und er mir sagte, dass der Sonnenuntergang um 7.22 ähh 19.22 Uhr ist, machte ich mich gleich auf den Weg.
Die Einfahrt kostet 20$ (phu) und dafür bekommt man immerhin eine Karte von er Gegend. Ich fuhr also zum ersten Aussichtspunkt und war natürlich schlichtweg begeistert. Sprachlos. Überwältigt. Vor knapp acht Jahren war ich schon mal dort - daher wusste ich was mich erwartet. Es wieder in Natura zu sehen ist einfach - riesig. Ich setzte mich erstmal hin und genoss die Aussicht. Um mich herum fast mehr Deutsche als Amis. Naja, kann man nix machen.

Guess...
Ich fragte mich, was der Entdecker des Grand Canyons wohl zu erst gedacht hat? "Ey, voll krass cool ey" oder eher "Scheisse, wie komme ich da jetzt rüber?"
Ich schielte schon mal zur Sonne um zu sehen wo ich den Sonnenuntergang beobachten könnte. Ich wollte nicht nur mit dem Auto von Punkt zu Punkt fahren sondern auch laufen. Aber nicht zu viel - warum brauche ich wohl nicht nochmal erwähnen ^^.
Trotzdem setzte ich mich ins Auto und fuhr von einem Aussichtsguck zum anderen. Bis es nicht mehr weiter ging. Von nun an musste man zu Fuß weiter, weil die Straße nur für Busse zugelassen war. Das tat ich auch und hatte gar keinen guten Blick auf die Sonne, weil ich quasi auf der falschen Seite war. Bäume versperrten mir die Sicht und ich dachte mir: Och, noch um diese Ecke, dann müsste ich sie sehen können. Vier Ecken später hatte ich da so meine Zweifel dran. Ein Blick auf die Uhr sagte mir: 18.45h. Ich beschloss zum Auto zurück zu laufen und zum ersten Guckpunkt zu fahren. Dort müsste ich einen schönen Sonnenuntergang erleben können. Aber die Zeit war knapp, ich hatte mich schon weit fortbewegt *schnauf*. Also beeilte ich mich. Dort wo die Straße aufhört ist eine Busstation. Kostenlos kann man sich hier von Viewpoint zu Viewpoint fahren lassen. Und dann sah ich ein Schild: Letzte Sonnenuntergangsfahrt: 7.09 pm und jede menge Leute die auf den Bus warteten. Und da kam er auch schon. Aktuelle Uhrzeit: 7.05 pm. Hmmm... wenn da so viele hinwollen (whoin genau auch immer), dann scheint das ja was tolles zu sein. Ich hüpfte in letzte Sekunde in den Bus (ach, das ging alles so schnell) und ich hatte das Gefühl im richtigen Moment am richtigen Ort gewesen zu sein.
Der Bus fuhr dann in die Richtung, aus der ich gerade gekommen bin. Wie erwähnt dürfen dort nur Busse fahren. Und Radfahrer. Die Straßen sind sehr kurvig und man kann sie nicht weit überblicken - überall Bäume. Ein Radfahrer fuhr vor uns. Nicht besonders schnell. Und der Busfahrer überholte zum Glück nicht, denn es kamen uns einige Busse entgegen. Wie bescheuert muss man sein? Der Radfahrer hätte 20 Sekunden seines Lebens opfern müssen, um 1,5m von der Strasse zu fahren und uns so vorbei zu lassen. No big deal. Ehrlich. Da war sogar eine Seitenstrasse, schwups rüber, vorbei, fertig. Aber nein. So fuhren wir drei, vielleicht vier Minuten hinter ihm her, immer wieder abbremsend, weil er langsamer wurde (und eh schon fast stand) weil es leicht bergauf ging. Ohmann! Was geht so einem Kerl in dem Moment durch den Kopf? Ich glaub ich will es gar nicht wissen. Irgendwann *obergenervt* hat er uns dann doch den Gefallen getan und wir sind am Sonnenguckpunkt angekommen. Geil. Hier bin ich richtig. 150 andere Leute zwar auch, aber es war eine angenehme Atmosphäre.

Öhm, die Sonne ist auf der linken Seite ...
Für einen Sitzplatz war ich zu spät, aber das störte mich nicht weiter. Eine Gruppe - vermutlich Australier - sorgt für etwas Stimmung und sie genossen das Spektakel auf ihre Art. Andere hatten sich eine Flasche Sekt oder ihre Kinder mitgebracht. Ich stand einfach nur dort und starrte in die Sonne. Schön, einfach nur schön.

*strahl*

Kommentar unnötig.
Mit einem nicht hörbaren *plopp* verschwand die Sonne hinter dem Berg und es wurde geklatscht. Dann begann der Run auf die Busse und obwohl ich mich nicht beeilte, landete ich im ersten ganz vorne als letzter der rein durfte. Zurück am Parkplatz sputete ich mich zum Auto, denn ich hatte ein neues Ziel. DH Folge 21. Es war jetzt 19.40h und die Serie fängt um 20h an. Ich hatte mir zwar auf dem Weg zum Grand Canyon schon ein nettes Steakhouse ausgesucht, aber mein Hunger hielt sich in Grenzen. Also wollte ich erstmal meinen DH-Appetit stillen. Um fünf nach acht war ich dann auf meinem Zimmer und konnte Bree dabei zusehen, wie sie ... hehe. Ne, so gemein bin ich nicht. Wird nix verraten ;)
Ich hatte noch so eine Instant-Nudel-Suppe und nutzte mal wieder die Kaffeemaschine zum Wasserkochen. Auf das Steakhouse hatte ich keine Lust, weil wieder so alleine am Tisch sitzen musste heute irgendwie nicht sein. Dafür war der Tag zu schön. Also ab zur Hausbar.
Die Hotelanlage ist recht groß und das Angebot kann sich sehen lassen. Gegenüber von der Bar war eine kleine Spielhalle (Automaten mit Computerspielen, keine Geldautomaten) - was mich aber weniger interessierte. In der Sport-Bar-Stube stehen zwei Billardtische, ein paar normale Tische und die Bar. An einem Tisch saßen ein paar Leute, Billard wurde gespielt und an der Bar selbst saßen nur zwei Leute. Das sah so aus:
x
x-W-x-x-M-x-x-x-x-x-x
Ein x = leerer Hocker, W = Mädel, M = Typ.
Beide so geschätzte Mittzwangiger. Der Typ saß genau so an der Bar, wie man es aus Filmen kennt, wenn die Leute deprimiert sind und sich vollaufen lassen wollen. Ellenbogen aufgestützt und den Kopf zwischen den Schultern. Hmmm. Wo setzte ich mich nun hin? Mit dem Typen quatschen hatte ich - bedingt durch diese Haltung - wenig Lust. Aber wenn ich mich zwischen die beiden setze, ist das ein bisschen Aufdringlich. Ich sah dann, dass die Bar auf der linken Seite so einen Knick hat und dort noch ein Hocker stand (mit dem man dann sozusagen die Bar entlang blickt). Da setzte ich mich einfach mal hin.
Die Bardame frage was ich trinken wolle, ich fragte, ob sie Bier habe, sie sagte ja. Welches? Coors, Coors light, Bud, Bud light - Nein, ich solle das hier trinken, das wäre ganz lecker, mischte sich dann das Mädel ein. Also bestellte ich auch ein "Flat Tire" Marke "New Belgium" und es ist wirklich ganz gut.
Der Abend bestand dann aus Gesprächen mit der Bardame und einem Barkeeper der immer wieder hinzukam und Mit-Eltern-auf-Grand-Canyon-und-Vegas-Tour-Lacy. Ihr Bruder und ihre Eltern liegen schon im Bett (sind vorhin angekommen), aber sie wollte noch nicht schlafen, sondern ein Bierchen an der Bar trinken. Wir haben uns nett unterhalten und ich glaube, der Typ hätte das auch gerne. Aber das geht halt nicht, wenn man nix sagt. Wir haben uns dann u.a. über Bier unterhalten (der Barkeeper mit doppeltem Bierbauch hat vom deutschen Bier geschwärmt) und ich habe vorgeschlagen, dass wir doch auch mal von den anderen Leckereien was probieren könnten. Ich habe dann zweimal "Orgasmus" bestellt - Sambuca, Baileys und etwas Captain Morgen oben drauf. Kam gut an. Sie hat dann irgendwas mit "Surfer" bestellt. Jägermeister, Malibu und etwas Ananassaft oben drauf. Mjam. Dass ich nicht im Steakhouse gewesen bin machte sich nun etwas in Form von Sinnesrausch bemerkbar. Da so wenig los war, hat die Bardame schon dreimal darauf hingewiesen, dass sie bald schließt (war inzwischen so halb zwölf). Ich hab mit Archiologie-Studentin-Lacy dann noch EMailadressen und Handynummern ausgetauscht. Vielleicht treffen wir uns in Vegas ja nochmal (wo ich am nächsten und sie am übernächsten Tag hinfahren). Der Kopf-Schulter-Typ ... wie sage ich das? ... naja, er tat es einfach. Er spendierte sich und Mit-24-Jahren-immer-noch-nicht-verheiratet-Lacy einen dieser Surf-Shots. Ui, da hat aber einer was vor. Nur um das klarzustellen: Ich bin nicht hier um Mädels abzuschleppen. Ich suche das Gespräch. Und die interessantesten Gespräche führe ich meistens mit dem weiblichen Geschlecht. Daher bin ich auch lieber mit Mädels unterwegs als mit Ey-geil-guck-mal-die-lass-uns-saufen-gehen-Typen.
Inzwischen gesellte sich eine Dame mit einer Flasche Gatorade zu uns und setzte sich zwischen den Typen und Ich-studiere-schon-so-lange-Lacy. Sie war die Frau von dem Barkellner, der zu Hause selbst Bier braut. Sie war müde und wartete nur darauf, dass er fertig ist. "Sie arbeiten auch hier?" fragte ich - "Ja, oben am Empfang" sagte sie. *Dingdong*. Ich wusste doch, dass sie mir irgendwie bekannt vorkam.
Der Alkohol zeigte bei mir weiterhin Wirkung und machte mich Müde. Bei meiner Saufkumpanin aus Missisipi (die zwei Stunden voraus sind) ebenso und sie verabschiedete sich. Die Kommentare der anderen Leute sobald sie den Raum verlassen hatte, verkneife ich mir hier. Wie gesagt, ich wollte Quatschen und hatte dank ihr noch einen schönen Abend an der Bar. Ich trank mein Bier aus, ging ins Zimmer und fiel ins Bett.
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