08 June 2005

Tag 41 - Memorial Day

Tag 41 - Memorial Day | 30.05.05

Ich zähle mich wirklich nicht zu den Jammerlappen dieser Nation, aber hin und wieder geht es einem halt nicht so gut. Mir geht es irgendwie nicht so gut. Ich hab zwar tief und fest geschlafen, aber auch genug? Ich schärfe alle meine Sinne um diese Frage zu beantworten. Die einzige passable Antwort die ich mir geben kann lautet: Ich glaube nicht. Also drehe ich mich nochmal um und schlafe weiter. Da ich ja hier im Flurwohnzimmerhalbküche schlafe, ist es Morgends schon recht hell. Kommt doch von überall irgendwie Licht rein. Zu meinem Glück schlafe ich nochmal ein.

Als ich aufwache sind alle schon längst wach. Ein weiterer Besuch hockt an Dixons Rechner und zockt. Jason, Evan und Dixon machen sich auf zum Pool. Dixon auf einmal ohne Haare und ohne 3 Tage Bart. Alles wegrasiert. Er wollte mal sehen, wie das so aussieht. Ja, kenne ich - antworte ich ihm. Zum Pool? Nein, das brauche ich jetzt noch nicht. Zum einen fehlt mir die Lust, zum anderen - was aber irgendwie direkt damit zusammenhängt - ist draussen so ein kraser Sonnenschein, dass es mich nur so wegbrutzeln würde. Ich bleibe also.

Die Jungs sind alle in voller Feiertagslaune und haben sich für heute wohl so einiges Vorgenommen. Es ist zwar schon Mittag oder kurz danach, aber für meine Bescheidenheit nach wie vor zu früh zum Trinken. Josh und der neue Besuch (Namen vergessen, daher nenne ich ihn ... Mike), also Mike und Josh gehen in den grossen Pokerraum, stellen zwei kleine Klapptische gegenüber hin und spielen "Bierball". Jeder hat fünf Becher mit Bier vor sich stehen. Dann wird abwechselnd ein kleines Bällchen geworfen. Wenn man bei dem anderen in einen Becher trifft, muss dieser ihn austrinken. Auf ex - eigentlich. Es dauert also gar nicht lange und die beiden haben schon mächtig einen im Tee. Partylaune und immer wieder lustiges, lautes Gegröhle. Ein Mädel kommt zur Tür hereingeschneit. Cherry. Die Ex von dem der gestern mit seiner Freundin da war. (Diese alle, sowie James und Jason und 30 weitere % der Bevölkerung hier sind übrigends asiatischer Abstammung). Sie wird dann auch ziemlich schnell verdonnert an dem Spiel teilzunehmen. Allerdings trinkt sie kein Bier sondern ihr eigenes, mitgebrachtes Zeugs. Irgendwas Wein-misch-mässiges. Und sie trinkt nicht auf Ex, sondern nur hier und da ein Schlückchen. Mike dafür um so mehr. Schon bald stellt er fest, dass er 20 Bier getrunken hat. Und wir erst zwei (also ich ja noch gar keins) und wir daher 18 hinter her sind. Alles klar.


Evan versucht in Mikes Becher zu treffen.

Die Jungs kommen vom Pool wieder und stellen fest, dass sie wohl etwas zu lange in der Sonne gelegen haben. Nicht weniger das Gefühl gegrillt zu werden, dürft das Fleisch gehabt haben, welches nämlich tatsächlich auf selbigen landete. Dazu gab es Salat, Pommes und Fingerfood: Keckse mit Salami und Käse. Lecker.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass hier ein falscher Eindruck von den Jungs und meinem Aufenthalt entsteht. Ich find die Jungs nicht nur cool, es ist auch ne klasse Gegened und es ist total Spaßig. Wollte ich nur nochmal gesagt haben.

Also es wurden weiter Spielchen gemacht, bei denen Josh und Mike sich immer wieder lauthals umarmten, wenn sie in einen Becher trafen. Evan und James sind zur Mittagspause Heim gekommen und werden sogleich zum Bierball herausgefordert. Evan sagt wörlich sowas wie: Ey, der ist doch schon total dicht. Das gewinnen wir locker. James lässt sich nicht drauf ein und verzichtet. Evan - ich erinnere nochmal - der beim Pokern nicht einen Stich gemacht hat, tritt allein gegen ihn an. Ich glaube er hat einen Becher getroffen und durfte seine alle wegexen. Mühahaha-mjam-mjam. Aber um das Ganze mal ein wenig zu entkräften - es handelte sich hierbei um Coors Light. Da hätte man genausogut Leitungswasser nehmen können und ein bisschen Hefepulver druntermischen. Ich glaube das hat ungefähr den selben Alkoholgehalt. Nach dieser Runde war dann Cherry und Jason dran. Ich ahnte es irgendwie. Der Junge trinkt sonst eigentlich gar keinen Alk. Trotzdem verliert er und Cherry immer wieder und trinkt so zwei oder drei Becher. So entstehen Kopfschmerzen auf halb freiwilliger Basis.

Genug der Saufspielchen, es gibt etwas Pause. Interessant, wie schnell man wieder nüchtern werden kann. Zur Erholung hält der Game Cube her, an dem vier Leute gegeneinander zocken. Ich schaue ein wenig zu. Ryan und Josh machen irgenwas mit den Karten. Wir später auch. Erstmal stink normales Romee. Ne, doch nicht so stink normal. Eher so die Einsteigervariante. Obereasy. Zu einfach zum Erklären. Ich mache Handromee *nagnagnag*. Danach ist Pokern angesagt. Just for fun. Geht klar. Da ich da ja immer noch nicht so fit bin, helfen mir immer mal wieder die Leute, die gerade nicht mehr im Spiel sind oder nur zuschauen. Meistens hab ich gar keine Frage, sondern will nur überlegen, was ich mache. Ich bekomme aber trotzdem gute Tipps. Einem dieser Tipps als Folge denkt Ryan, dass ich jetzt nur Bluffe. Ich bin mir wiederum sicher, dass er das tut und wir reizen und hoch. Ich gewinne. Einer weniger. Nach und nach sammel ich eine menge Chips, bis nur noch Josh und ich übrig sind. Ich bin eindeutig in der besseren Position, da ich mehr Kohle habe. Er ist "all in", was heisst, er setzt alles und wenn er gewinnt, bekommt er seinen Einsatz nochmal zurück. Oder er verliert alles. Ich gehe darauf ein. Die Karten werden offen hingelegt und weitere aufgedeckt (ich erkläre das jetzt aber nicht genau, das wäre etwas zu viel). Aber in dem Moment wo ich sagte "ok" - war klar, dass er nur bluffte. Ich gewinne :) YEAH! Mein erstes Pokergame gewonnen. Jipieh! Nicht erwähnen tue ich jetzt, dass alle schon was getrunken haben (ausser mir). Damit würde ich ja nur meinen gloreichen Sieg herunterspielen. Gewonnen, gewonnen! Sauber. Und die haben soviel Poker im Blut, da macht auch das bisschen Hefewasser nix.


Dixon, Josh, Cherry, Pokern.

Draussen ist es schon dunkel. Dixon sagt, dass er wieder zum Pool möchte. Klar, warum nicht. Jason, Cherry, Josh und meine wenigkeiten machen sich auf den Weg. Da wird mir dann erst richtig klar, was für eine geile Gegend das hier eigentlich ist. Wir ziehen unsere Badehosen an, schwingen ein Handuch über die Schulter und machen und sonst nur noch mit einem T-Shirt bekleidet auf den Weg. Barfuss und hinten zur Terasse raus laufen wir los. Der Pool ist ein kleines Freibad, ca 100 Meter entfernt. Ich schätze mal dass es für 50 Leute gedacht ist. Ein ca. 25 Meter Becken und nebenan noch ein Einer und Dreier. Separat ein Kinderbecken und ein Whirlpool. Das ganze ist Abgesperrt, aber als Anwohner bekommt man eine Magnetkarte, mit der man dort dann kostenlos reinkommt. Also man kommt nur mit der Karte dort rein. D.h. das ist eine Anlage für die Anwohner und nur für die Anwohner. Rund um die Uhr benutzbar. Drum herum ein ganz klein wenig Wiese und Liegen, dann eine Mauer und nochmal mehr Wiese. Überdachte Tische, Stühle, Grill. Die Amis wissen wie das geht. Einfach nur geil. Das Becken ist beheizt und alle bis auf Cherry gehen baden. Sie ist nur zum Zugucken mitgekommen. Dixon, Josh, Mike und ich springen vom 3er. Josh macht coole, waghalsige Sprünge. Das hat er wohl schon öfters gemacht. Hemmungslos versuchen wir ihm ein paar Sachen nachzumachen und jeder Sprung von uns wird mit einem lauten "Fuck, that hurts"... "Aaaaautsch" usw. begleitet. Bei meinem Vorwärtssalto lande ich voll auf der Seite und auf dem Gesicht. Yeha. Schön, wenn der Schmerz nachlässt. Jason springt nicht mit. Dafür sitzt er am Beckenrand. Er überlegt, ob er sich den Alkohol nochmal durch den Kopf gehen lassen soll. Entscheidet sich aber dagegen. Dafür geht es ihm halt nicht so gut. Mike stellt sich Rückwärts auf den 3er. Ey, das wollte ich auch machen. Er sagt, dass das n scheiss Gefühl ist. Aber dann springt er, dreht sich dabei ganz witzig und langet irgenwie quer, alle viere von sich gestreckt im Wasser. Pha, ich auch. Ich stehe Rückwärts am Dreier. Geil. Angst. Bewusstsein, da bist du ja. Ein scheiss Gefühl. Aber hey, ich bin aus 500 Metern Höhe aus einem Hubschrauber Bungee gesprungen, dann werde ich ja wohl aus 3 Metern ins Wasser hüpfen können. Nicht nachdenken, einfach machen. Ich hole leicht Schwung mit den Armen und springe nach hinten in die Höhe. Es ist dunkel, ich weiss nicht mehr wo oben und unten ist. Platsch. Wasser. Ich habs getan! Was ein tolles Gefühl, seine eigene Angst zu überwinden. Im Nachhinein erscheint das dann so einfach gewesen zu sein. Ein Moment, eine Entscheidung, fertig. Done.

Ich schwimme zum Beckenrand, gehe zum Turm und frage im Vorbeigehen Josh, der inzwischen aufgehört hat nachdem er sich mehrfach seine Nüsse am Wasser stiess, ob mein Sprung nicht eigentlich gar nicht so schlecht war. Ja, bestätigt er das. Nur etwas mehr Spin. Wieder rauf, an den Rand und mehr Schwung. Diesmal war es noch einfacher, wusste ich ja vorher schon was mich erwartet. Wieder sehe ich für ein paar Sekundenbruchteile den schwarzen Himmel, orientierungslos. Mit etwas zu viel Schwung lande ich diesemal etwas mehr auf dem Rücken (etwas mehr, nicht auf ;). Leichts Autsch. Ok ok.

Ich glaube ich hab auch genug. Ich springe noch zweimal einfach so runter und höre dann auf. Ich habe das Gefühl, dass das Wasser durch Augen, Nase, Ohren und Mund nur so in mich hineingeströmt ist. Vor allem tief in den Ohren scheint es zu stecken. Ich schnappe mir mein Handtuch, trockne mich ab und beobachte weiter, wie Mike vom Einer und Dixon vom Dreier springt. Vor allem Dixon hat der Eifer gepackt. Er versucht schon die ganze Zeit vorwärts abzuspringen, aber dabei einen Rückwärtssalto zu machen. Meistens landet er auf dem Rücken, inzwischen hat er es aber immerhin schon fast bis zum auf den Kopf geschafft. Wieder und wieder springt er. Hier ein au, da ein weh.

Jason geht es inzwischen wieder besser und Josh hat sich mit Cherry wieder auf den Heimweg gemacht. Während sich nun Mike und Dixon im Wirpool mit anderen, unbekannten Nachbarn vergnügen (Stichwort Bikini) gehen Jason und ich zurück. Barfuss über die Strasse. Die sind hier so sauber, da würde ich drauf schlafen. Ich merke, dass mir meine Erkältung oder was auch immer das ist weiter zu schaffen macht. Ohhh, wie ich das hasse krank zu sein.

Ich sage den Jungs, dass ich sie am nächsten Tag verlassen werde. Ich brauche einen Ort wo ich mich in Ruhe erholen kann, da ich mich inzwischen doch recht krank fühle. Am Vortag habe ich mir mit Jason und einem weiteren Gast etwas Medizin geholt. Die hilft zwar, aber ich habe Schlafnachholbadarf und ich brauche einfach nur Ruhe. Ich buche mir drei Nächte in dem Ramada Inn wo ich vorher schon war. Gab ein gutes Angebot, auch wenn es teurer ist als ein Motel 6. Aber das Motel 6 wiederum liegt direkt an einer Interstate (das tut es eigentlich so gut wie immer) und ich weiss ja, dass die Wände dort Hauchdünn sind. Da war das Ramada doch viel, viel angenehmer.

Ich lege mich also wieder auf "meine" Couch, schlucke die Medzin (Hustensaft), bestöpsel meine Ohren und wiege mich in den Schlaf.

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